GLAUB NICHT, ICH HÄTTE EUCH VERGESSEN

mario_Elissa, Taina,
Irene, Wedel-Wedel und Micha,
Uschi, Charles, Renate,
Udo, das ´Kuckucksei` in Schwerte.

UND ALLE GEFANGENEN SOWIESO
Die unzähligen Namen
verstorbener Freunde
und aller noch
– mit Müh´und Not –
lebenden –
ohne deren
selbstlose Hilfe
und Freundschaft
ich schon elendig verreckt wäre… !

treumers fotos

DIE TEXTE VON MANNY BRÖDER DIE FOTOS VON TORSTEN SCHMIDT

Manny Bröder und Torsten Schmidt haben sich Anfang der achtziger Jahre in Amsterdam kennen gelernt. Manny Bröder war Drogenkonsument und lebte nach seiner Flucht aus Deutschland in Amsterdam. Seine Texte spiegeln die Erfahrungen eines langjährigen Users wieder. „TREUMER“ ist eine Figur aus seinen Gedichten und Kurzgeschichten; der ´Otto-Normal-Junkie`. Torsten Schmidt war Drogenarbeiter mit einer Vorliebe für die Straße und das Milieu. In der Ausstellung TREUMERs FOTOs

Manny (1951 – 1995)

haben beide ihre Arbeiten zusammengefügt. Sie zeigt Eindrücke und Momente von der Drogenszene. Dabei steht nicht das vermeidlich Spektakuläre, sondern der Junkiealltag und die Menschen der Szene im Mittelpunkt. In den neunziger Jahren war die Ausstellung in mehr als zwanzig Städten in Deutschland und den Niederlanden zu sehen gewesen.

Von dem Erlös der Ausstellungen mietete sich Manny einen Teeladen in Hannover-Linden: „Zum ersten Mal in meinem Leben, dass ich legale Päckchen packe …“

INTERVIEW mit Manny BRÖDER

Teil 1

 Teil 2

Teil 3

Teil 4

TREUMERS HOTEL

TREUMER bevorzugte Hotels in Altstadtnähe, wo offensichtlich alle Gäste Meier oder Schulze heißen. Er wartete. Manchmal quälte er sich aus dem in der Mitte durchgelegenen Bett und starrte durch die von der Hitze des Zimmers beschlagenen Fensterscheiben auf die leere Straße. Das Kopfsteinpflaster glänzte zeitlos matt im Licht der hoteleigenen Leuchtreklame. Er fror erbärmlich, und kalter Schweiß bedeckte seinen ausgelauchten Körper wie eine zweite unerwünschte Haut. Aus dem Nebenzimmer drangbetrunkenes Lachen. „Was wisst Ihr von meinen Nächten“, notierte er entnervt aufs Telefonbuch. Zum Glück gab es ibn der Nähe des Hotels eine ganz brauchbare Apotheke. Es wurde bereits hell. Wie alle Süchtigen wollte er nur schlafen. MEHR NICHT

PUSHER

dreieckface_

Da steigt
so´n Typ aus der Bahn
und alle rennen hin.

Die müssen verrückt sein,
denke ich , und
sehe meine Hände zittern.

FRANKFURTER NÄCHTE

FrankfurterNaechte_

Einfach
auf den Bettvorleger,
auf das verhasste
Rosenmuster pinkeln
(vom Bett aus).

Und dann, morgens
steif und fest
behaupten,
der Hund
sei das gewesen.

PAUSENFÜLLER

HP_

Warum
jeden Tag
mit einer Niederlage beenden?
Mit ´nem warmen Arsch
am Kamin sitzen
die Füße hoch
a glas of redwine
sich entspannt / wissend lächelnd
über Kopfhörer reinziehen
wie Lou Reed
mit 26 Dollar
for sein man waited.

FLEUROP AN DIE BARFRAU

SILKE_

Ach,
wirst Du sicherlich wieder denken,
schon wieder ER,
schon wieder Rosen!

Der Katze
noch schnell ihr Futter gebend,
mit dem Gedanken aber
schon halb im Separee
in den Spiegel schauend,
nach verräterischen Zeugen der letzten Nacht suchend –
müde lächelnd
Dir die roten Haare bürsten
und ein Taxi rufen

SPINNER

SimpleMind_

Gerne lassen ich mich dazu machen,
wenn es Dir dann
leichter fällt
zu lachen.

STREET HASSLE

Unbenannt-3_

Zwischen Hundekot
und
toten Tauben –
renn´ ich mir die Hacken wund
um irgendwelchen
naiven Drogentouristen
den rechten Weg zu zeigen.
Auch die Neger
(hinter uns)
setzen sich
geschäftig in Bewegung.

PRISONERS NIGHT

Knast_

Schon länger
sehe ich den Schatten
meines Gitters
an der Wand
nicht mehr als Bedrohung
sondern eher als
gutmütiger Begleiter
meiner nächtlichen Illusionen.

THERAPIE 1990

DieMitarbeiter_

Sie werden uns
In tiefe Erdlöcher sperren,
sag` ich Dir.

Und dann erst
Werden sie merken:

Auch aus dem
Rinnstein zieht
der süße Duft …

 

JUNKIE

Nordsee_

Sein Abgang war lautlos.
Ganz individuell.
Auf einer Toilette.
Im Fischrestaurant „Nordsee“.
Stilgemäß.

Bestimmt
hatte er
noch was
bei sich … ! .

IN DIESER STADT

In dieser Stadt bin ich zu Haus.
In dieser Stadt kenn´ ich mich aus.
Hier weiß keiner was vom anderen.

Mal nicht frustiert, morgens um drei,
wenn alle Kneipen dicht,
alleine im Neonlicht,
gelaufen durch die ganze Stadt.

Nicht mehr geglaubt,
dass es das gibt, nicht mehr zu schleichen wie ein Dieb
durch fremde Häuser und Flure.

Sentimental, spät in der Nacht,
ganz schön gezecht und viel gelacht.

Heute mal Bett, mit Dylan eingeschlafen,
und der Novemberregen,
kann auch nicht nerven.